Noten werden in der Unter- und Mittelstufe der Waldorfschule nicht erteilt. Das bedeutet aber keineswegs, dass Waldorflehrer Fehler – zum Beispiel in Klassenarbeiten – nicht korrigieren: Sie lassen es nur nicht bei blanken Notenwerten bewenden, sondern zeigen in kürzeren oder ausführlicheren Würdigungen die individuellen Stärken und Schwächen der Arbeiten auf.
Ähnlich verfahren sie mit den Zeugnissen am Schuljahresende: Hier fassen die Lehrer die Entwicklungen, die sie während des vergangenen Schuljahres beobachten konnten, in ausführlichen Beschreibungen zusammen. Auf Leistungen, Stärken, Schwächen und Möglichkeiten gehen sie differenziert ein.
Bei den staatlichen Abschlussprüfungen – Hauptschul-, Realschulabschluss und Abitur – werden die üblichen Notenzeugnisse erteilt.
Abgesehen vom Übergang von der 12. Klasse in die Abiturklasse ist das Versetztwerden nicht an bestimmte Leistungsstandards und Zeugnisnoten gebunden, denn die Waldorfpädagogik orientiert sich nicht am Wissensstand, sondern an den altersgemäßen Entwicklungsstufen der Kinder und Jugendlichen. In der festen Klassengemeinschaft helfen Schüler, die sich mit einem Fach leichter tun, denen, die es schwerer haben. Schülern, die besonders schnell begreifen, geben die Lehrer schwierigere Zusatzaufgaben. Auf diese Weise lernen die Kinder und Jugendlichen ihrem Alter gemäß – auch dann, wenn ihre Entwicklung verzögert oder beschleunigt ist.