Auszeichnung als „Musizierende Schule“

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Brechend voll ist der Festsaal der Freien Waldorfschule Saarbrücken an diesem 18. Februar, alle 420 Plätze sind bis auf den letzten besetzt. Eine öffentliche Monatsfeier steht auf dem Programm. Öffentliche Monatsfeiern bilden im Schulgeschehen immer wieder Höhepunkte und sind stets gut besucht. Doch an diesem Tag gibt es zusätzlich noch ein Festprogramm, denn der Schule wird eine besondere Ehre zuteil: Sie wird als erste Schule im Saarland von Bildungsminister Ulrich Commerçon mit der Plakette „Musizierende Schule“ als besondere Würdigung ihrer musikalischen Erziehung ausgezeichnet.

Zur Eröffnung spielen das Mittelstufen- und das Oberstufenorchester gemeinsam „Sarabande“ von Georg Friedrich Händel. Die Bühne reicht kaum aus, die vielen jungen Musikerinnen und Musiker zu fassen. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer Claude Parent erläutert Hubert Paech als langjähriger Musiklehrer in einem kurzen historischen Abriss die Entwicklung der Instrumentalmusik an der Saarbrücker Waldorfschule.

Musik und Musizieren wird an Walddorfschulen generell groß geschrieben. Dennoch lebt Musik auch hier unterschiedlich. Durch das besondere Engagement von Lehrern wie auch professionellen Musikern, die die Orchesterarbeit unterstützen, und den hohen Stellenwert der Eurythmie erklingt in der Saarbrücker Schule von morgens bis abends Musik. Nicht nur während des Unterrichts, sondern auch nachmittags, wenn private Musiklehrer in den Räumen der Schule Einzelunterricht geben. Von der ersten Klasse an erlernen alle Kinder in der Klassengemeinschaft ein Instrument, in der Regel die Blockflöte. Viele Schüler ergreifen darüber hinaus frühzeitig Orchesterinstrumente, so dass es neben Klassenorchestern und verschiedenen, wechselnden Ensembles auch zwei ständige Orchester gibt: Das Mittelstufen- und das Oberstufenorchester. Seit über 30 Jahren, also fast von Beginn an, gibt es jährlich mindestens zwei öffentliche Konzerte. Zudem besteht seit mehr als zwei Jahrzehnten ein regelmäßiger Orchesteraustausch mit der Partnerschule in Georgien, der Waldorfschule Tblissi. „Das Zusammenwirken in einem musikalischen Gefüge, sich zurücknehmen zu können und ebenso der spontane, starke Einsatz, wenn das Individuum gebraucht wird, macht das Besondere in der Musik aus“, so Paech.

Dass bereits auch in den unteren Klassen viel musiziert wird, zeigt die dritte Klasse mit einem fröhlichen Gesangs- und Flötenstück. Die nachfolgende Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák durch das Oberstufenorchester begeistert nicht nur den Minister: „Euch war die Freude am Musizieren anzumerken und ich kann euch versichern, dass ihr mir und uns allem mit eurer Musik auch den Samstag verschönert habt.“ Und weiter: „Musik ist viel mehr als nur ein schöner Zeitvertreib. Musik kann Balsam für die Seele sein, aber auch die geistige und soziale Entwicklung fördern. Als Minister für Bildung und Kultur ist es mir sehr wichtig, gerade diese beiden Themenfelder zu verzahnen. Kulturelle Bildung ist eine wesentliche Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“ Der Minister erläutert die Idee, aus der heraus die Plakette „Musizierende Schule“ entstanden ist. Gerade an weiterführenden Schulen beschränkten sich die musikalischen Aktivitäten nicht nur auf das Singen. Auch instrumentales Musizieren und  tänzerische Elemente würden häufig gepflegt, weshalb er besonders auf den Beitrag aus dem Eurythmieabschluss der 12. Klasse gespannt sei. Zur Verleihung der Plakette würdigt er nochmals die Verdienste der Freien Waldorfschule Saarbrücken um die Musik: „Über die Bedeutung der Musik für die Schulgemeinschaft hinaus entfalten die Aktivitäten an der Waldorfschule eine Wirkung für die Kultur in ganz Altenkessel und auch über die Ortsgrenzen hinaus. Man kann sagen, dass Ihre Schule in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten zu einem wichtigen Kulturträger der Stadt Saarbrücken gereift ist.“ Die heutige Auszeichnung sei etwas ganz Besonderes, auch weil sie zu ersten Mal verliehen würde. Gemeinsam mit den Partnern sei das „Bündnis für Musik“ entstanden, dessen Mitglied die Schule mit der Verleihung werde, weil kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche als unverzichtbar angesehen werde. „Und Ihre Schule setzt diese Idee in herausragender Art und Weise um“, so Minister Commerçon weiter.

Weitere Einblicke in das musikalische Geschehen an der Schule geben das Gitarrenensemble mit „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd sowie das Mittelstufenorchester mit „Hallelujah“ aus dem Messias von Georg Friedrich Händel.

Robert Docktor als Vertreter des Altenkesseler Verkehrs- und Verschönerungsvereins – Dachverband aller 52 Mitgliedsvereine, -verbände und -institutionen des Stadtteils – erinnert in seinem Grußwort vor allem daran, wie stark die Waldorfschule ihr musikalisches Engagement seit vielen Jahren auch in das Vereinsleben von Altenkessel einbringt. „Ohne die Konzepte anderer Schulen schmälern zu wollen, denke ich, wenn sich jemand diese Plakette über viele Jahre erarbeitet hat, dann ist das Ihre Schule“, so sein Fazit.

Zum Ende des Festaktes kommt dann die Eurythmie zum Tragen. Mit „Clair de lune“ von Claude Debussy zeigt die 12. Klasse einen überzeugenden Ausschnitt aus ihrem Eurythmieabschluss. Eine gänzlich andere Variante der Eurythmie führt die 9. Klasse mit „Haiku“ auf – eine Impression aus Livemusik, Ton aus dem Off, Tanz, Licht und Video. Ein Vater kommentiert das so: „Herrlich, aktuell, poppig, jazzig und modern.“

Insgesamt bot die Waldorfschule ein überzeugendes Bild ihrer zahlreichen musikalischen Aktivitäten. Die verliehene Auszeichnung erfüllt nicht nur mit Stolz, sondern ist gleichzeitig auch Ansporn, in diesem Sinne weiter zu arbeiten.

Fotos: Leon Fürtig

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