Fremdsprachen

Sprache ist die wichtigste Brücke von Mensch zu Mensch, vom Menschen zur Welt. Sie ist keineswegs nur Kommunikationsmittel: Sie ist Ausdruck unserer Kultur. Wo die Sprache verarmt, verarmt auch das Denken. Deshalb haben Sprache und Sprechen an der Waldorfschule einen hohen Stellenwert. In ihrem Klang, in den Lauten schwingt vieles mit, das über die reine Bedeutung hinausgeht.

Im Fremdsprachenunterricht steht die Sprache als musikalisch geformtes, gedanken- und empfindungstragendes, vom einzelnen Menschen jeweils individuell ergriffenes Instrument im Vordergrund des Übens und später der Betrachtung. Die Sprache als eine spezifisch menschliche Grundfertigkeit umfasst mehr als das Ergebnis einer analytischen Betrachtung. Sprache ist zwar ein Gewordenes, aber auch gleichzeitig ein Lebendiges, als Lebendiges auch ein Gestaltetes, kreativem Gestalten offen (Auszug aus „Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele – vom Lehrplan der Waldorfschule“ von Tobias Richter).

Aufgabe und Ziel des Sprachunterrichts soll es sein, dem heranwachsenden Menschen klangliche und stilistische Qualitäten der Fremdsprache nahe zu bringen. Die Schüler sollen lernen, diese als etwas Eigenständiges und Anderes zu erleben. Der Unterricht dient also auch der kulturellen und landeskundlichen Auseinandersetzung.

In den ersten drei Schuljahren wird mündlich- also hörend, verstehend, sprechend, singend, spielend – gearbeitet. Das Lernen stützt sich hier auf die nachahmende Tätigkeit. Die Kinder rezitieren gemeinsam oder einzeln Gedichte und Sprüche und erleben dabei Sprachrhythmus und Sprachmelodie. Sie entwickeln ein Gefühl für die Schönheit der Fremdsprache. Im 4. Schuljahr kommt die Fixierung der Sprache durch die Schrift hinzu. Die Schüler werden nach und nach mit den Sprachgesetzen vertraut, mit Satzbau und Stil. In diesen erleben die Heranwachsenden die Sprachkraft, die es ihnen ermöglicht, ihre eigene Innenwelt zum Ausdruck zu bringen. In der Oberstufe treten dann eigene Tätigkeit und Initiative des Schülers in den Vordergrund des Unterrichtsgeschehens, wobei die sprachliche Fähigkeit erweitert und gefestigt wird.

Diese Prinzipen lassen sich zusammenfassen in

  • Erleben und Nachahmen (Unterstufe)
  • Üben und Lernen (Mittelstufe)
  • Durchschauen der Zusammenhänge und aktives Ergreifen der Sprache (Oberstufe)

In der Anwendung gehen diese Gesichtspunkte naturgemäß ineinander über.

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